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 Kräuter in der Tierheilkunde

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Morghaine
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BeitragThema: Kräuter in der Tierheilkunde   Kräuter in der Tierheilkunde Empty10/6/2011, 11:35 pm

Das Wissen um die Heilkraft bestimmter Pflanzen ist vielleicht so alt wie die Menschheit selbst. Wir kennen eine Vielzahl medizinischer Schriften aus der Antike, dem Mittelalter und der frühen Neuzeit, die sich den Pflanzen und ihren heilenden Wirkungen widmen. Aber nicht nur die Gesundheit des Menschen, sondern auch die der Tiere galt es wiederherzustellen oder zu bewahren. Manchmal wurden sogar von höchster Stelle entsprechende Verordnungen erlassen. Ein Beispiel hierzu stellt die Verordnung zur Viehseuchenbekämpfung des Fürsten Ludwig Friedrich I. von Schwarzburg-Rudolstadt aus dem Jahre 1712 dar. Sie widmet sich sowohl der Vorbeugung von Viehseuchen als auch ihrer Bekämpfung. Vor allem aber gibt sie eine Reihe von Rezepturen, die ich euch nicht vorenthalten möchte.


Zur Prophylaxe:


Dem gesunden Vieh soll im seuchengefährdeten Gebiet 3-4mal wöchentlich ein Löffel „Praeservativ=Pulver“ auf einer Scheibe Butterbrot gegeben oder ins Futter gemischt werden. Diese Pulver setzt sich wie folgt zusammen:
8 Lot Bockshornkleesamen, je 4 Lot Weißer Enzian, Schwalbenwurz, Wermut, (Wein)Raute, Tausendgüldenkraut, Liebstöckel, Engelwurz und Weiße Bibernell (=Kleine Bibernell), 1 Handvoll Ehrenpreis, 16 Lot Wacholderbeeren, 2 Lot „Roß=Schwefel“
Das alles wird zerstoßen und gut vermischt. Weiter heißt es in der Verodnung: „Viele haben Knoblauch gut befunden / taeglich etliche zaehen mit dem Futter dem Viehe beyzubringen.“ Insbesondere bei Schafen wird zusätzlich empfohlen, diesen bei Trockenheit zwei- bis dreimal pro Woche Salz zum Lecken zu geben und dazu ein Pulver aus einigen oder allen der folgenden Bestandteile zu geben: Schwalbenwurz, Meisterwurz, Weißem Enzian, Osterluzei, Wermut, Weinraute, Scordium (Gamander), Ehrenpreis, Wacholderbeeren, Lorbeeren, Wacholderasche, Ofenruß und etwas Schwefel und Salpeter.

Außerdem wird das Räuchern der Ställe empfohlen. Dazu stellt man ein Pulver her aus:
15 Lot Wacholderbeeren, je ½ Handvoll Rautenknöpfe und Saldelbaum, 1 Lot Schwefel, je ½ Lot Myrrhe und Weihrauch.
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Morghaine
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BeitragThema: Re: Kräuter in der Tierheilkunde   Kräuter in der Tierheilkunde Empty10/6/2011, 11:58 pm

Zur Behandlung der Viehseuchen

Bei Ochsen und anderen großen Tieren wird empfohlen, beim ersten Anzeichen der Erkrankung einen Aderlass durchzuführen, allerdings nicht im Stall bei den gesunden Tieren, sondern an einem andern Ort. Außerdem soll man sich die Zunge des kranken Tieres anschauen. Wenn sie wund und voller Blasen ist, sollen diese mit einem „bequemen Instrument von feinem Silber geoeffnet“, danach mit einer Mischung aus Salpeter, Schwefel und Essig ausgewaschen und mit Butter beschmiert werden, eventuell entstehende Geschwüre sollen mit Teer oder Wagenschmiere bestrichen werden. Das alles ist mit Sicherheit sehr schmerzhaft, macht aber durchaus Sinn.

Als Medizin werden folgende Rezepte angegeben:
1) je 8 Lot Baldrian, Angelica, Meisterwurz, Pestwurz, je 2 Handvoll Wermutknöpe, Rautenknöpfe, Sadelbaum, Tausendgüldenkraut, Ehrenpreis, Gamander, Benediktenkraut, dazu je 3 Lot Ofenruß und Grauen oder Roßschwefel und 12 Lot Wacholderbeeren. Das alles wird zerstoßen und vermischt. Das Vieh erhält alle 6 Stunden einen Löffel der Mischung.

2) Noch besser, so heißt es, wird die Wirkung, wenn man das Pulver mit Wacholdersaft zusammenmischt und so Theriak für das Vieh herstellt – vor allem dann, wenn noch Venezianischer Theriak (1 Lot) zugesetzt wird.

3) Dem gesunden Vieh kann man auch davon geben, allerdings nur halb so viel wie dem kranken Vieh. Wer seinem Vieh etwas besonders Gutes tun will, stellt folgdens Pulver her: je 4 Lot Angelica, Bibernelle, Liebstöckel, Weißer Diptam und Pestwurz, 12 Lot Wacholderbeeren, 2 Lot Lorbeer, je eine Handvoll Benediktenkraut, Raute, Gamander, Salbei, Breitwegerich, ein Lot „auserleseneer Myrrhe“, ½ Lot Kampfer, 3 Lot Salpeter. Das alles wird zerstoßen und vermischt und wie oben beschrieben verwendet.

4) Zum Trinken für gesundes und krankes Vieh kann man Bibernelle (Kraut und Wurzel), Angelicawurzel, Schwalbenwurz,Liebstöckelwurzel, Pestwurz, Eberwurz, Weinraute, Salbei, Gamander und Wacholderbeeren geben – entweder alles oder was eben zur Hand ist. Das Ganze wird grob zerstoßen und dem Vieh mit warmem oder lauwarmem Trank gegeben.

5) „Sollten sich auch gifftige Beulen finden / da lege oder binde man eine gebratene Zwiebel warm auf / und thue solches etliche mahl / biß die Beule einiger massen erweichet“. Dann muss man sie öffnen und mit einer Salbe, die aus Kienruß, Schwefel und Honig besteht, bestreichen und verbinden, schließlich wieder mit Teer oder Wagenschmiere bestreichen. (Kienruß entsteht beim Pechsieden).

Quellen:
Verordnung des Fürsten Ludwig Friedrich I. zu Schwarzburg zur Viehseuchenbekämpfung im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt 1712 - siehe dazu Rudolstädter Heimathefte 9/10 1996 S. 236ff.

W. Wennrich, Heilkräuter halfen als Vorbeugungs- und Heilmittel bei Viehseuchen in früherer Zeit. In Rudolstädter Heimathefte (das Heft habe ich leider vergessen, jedenfalls nach 1996)

LG
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BeitragThema: Re: Kräuter in der Tierheilkunde   Kräuter in der Tierheilkunde Empty13/6/2011, 9:13 am

Das ist ja verrückt, man hat früher schon Kräuter benutzt aber auch viel Quatsch gemacht.

Der oben angegebene "Schwalbenschwanz" ist giftig, enthält Alkaloide. Unsere schlauen Tiere, selbst die domestizierten Schafe und Kühe fressen den Schwalbenschwanz nicht, also meiden ihn. Wink

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BeitragThema: Re: Kräuter in der Tierheilkunde   Kräuter in der Tierheilkunde Empty19/6/2011, 11:42 pm

Da hast du recht. Ich gebe hier nochmal eine Liste der in der Verordnung aufgeführten Pflanzen und sonstigen Mittel.Die meisten Namen sind zwar heute noch genauso, aber eben nicht alle.

1) Angelic-Wurtzel/Angelica-Wurtzel = Echte Engelwurz
2) Bibenell/Weiße Bibenell: Kleine oder große Bibernelle
3) Liebstoeckel - das ist wohl selbsterklärend Smile
4) Weißen Diptan - auch das braucht wohl keine Übersetzung, denn gemeint ist einfach der Weiße Diptam, auch als Springwurz oder Aeschwurz bekannt
5) Pestilentz-Wurtzel = Gemeine Pestwurz
6) Card-Benedikten-Kraut = Benediktenkraut
7) (Wein)Raute - selbsterklärend Smile
Cool Salbey - item
9) Wegebreit oder Wegbreit-Wurtzel = Breitwegerich bzw. Großer Wegerich
10) Bockshorn-Saamen - ist natürlich von Bockshornklee abzuleiten
11) Schwalben-Wurtzel - selbsterklärend
12) Eber-Wurtzel - Silberdistel bzw. Große Eberwurz
13) Wermuth
14) Tausendguelden-Kraut
15) Ehrenpreiß - eigentlich auch klar: Echter oder Wald-Ehrenpreis
16) Meister-Wurtz:= Meisterwurz
17) Wacholder-Beer
18) Sadelbaum =Sadebaum bzw. Stink-Wacholder
19) Alant-Wurtzel = Echter Alant
20) Baldrian
21) Tormentill = Aufrechtes Fingerkraut, Blutwurz, Tormentill
22) Scordium = Knoblauch- oder Wasser-Gamander
23) Weissen Entzian = Gelber Enzian
24) Roß-Schwefel oder Grauer Schwefel: unreiner Schwefel
25) Kienruß = bestimmte Art von Ruß; im Prinzip so ähnlich wie unsere heutigen Kohletabletten Smile

LG
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