Der Nobiskrug, Esens
Zugehörig der Samtgemeinde Esens, ganz im Norden Ostfrieslands - quasi fast an der Küste - befindet sich eine Ortschaft mit dem Namen Nobiskrug.
Wenn man aus Esens Richtung Sande fährt, kommt nach wenigen Metern das grüne Schild "Nobiskrug".
Hier soll in früheren Zeiten eine Gastschänke gestanden haben, die Nobi, dem Bruder der Unterweltgöttin Hel, zugeschrieben wird. In dieser Schänke sollen die Seelen auf ihrer Reise über den Helweg - den Totenweg - ein letztes Mal eingekehrt sein. Die Seelen durften hier noch einmal feiern. Nach dieser letzten irdischen Einkehr setzten Sie dann zusammen mit dem Totenführer ihren Weg fort, über den alten Helweg bis zum Meer. Von dort aus wurden sie mit dem Totenschiff zum "Witte Aaland" oder "Niflheim", dem Totenreich der Hel gebracht.
In Nobiskrug selbst findet man keine Hinweise auf diese Gastschänke bzw. auf irgendwas in der Art.
Die Hauptstraße ist viel befahren und Industrie hat sich hier angesiedelt.
Da "Witte Aaland" aber schon angesprochen wurde, erzähle ich hierzu auch noch etwas:
De witte Aaland, Neßmersiel
In der Samtgemeinde Dornum gibt es einen kleinen Ort, der Neßmersiel heißt. Von hier aus sollen in der früheren Zeit das Totenboot gestartet sein, welches die Seelen der Verstorbenen auf das "witte Aaland" brachte.
Diese Überfahrt der Seelen erfolgte meist in den Losnächten, also in der Zeit zwischen Wintersonnenwende und Neujahr. Es heißt, dass der Fährmann dieses Totenbootes ein junger Fischer war, der sehr arm war, und sein Geld nur mit diesen Überfahrten verdiente. Die Überlieferung besagt, dass dieses Amt in der Familie blieb und von Generation zu Generation weiter gegeben wurde.
Über diese Überfahrt gibt es viele Überlieferungen, wie diese abgelaufen ist:
"So geschah es dann meistens, dass am Mittag der Wintersonnenwende der Totenführer in zeitgenössischer Kaufmannstracht bei dem Fischer vorstellig wurde und über den Preis für die Übersetzung der Seelen verhandelte. Das Schiff fasste annähernd 3000 Seelen und für jede wurde damals der Preis von einem Krummsteert vereinbart. Das entsprach in der damaligen Zeit dem Wert von rund 1,5 bis 3 Pfennig, umgerechnet also 75 bis 90 Mark, die für die mageren Monate des folgenden Jahres ausreichen mussten.
Um Mitternacht des darauffolgenden Abends hatte der Fährmann sich an einem fest vereinbarten Punkt einzufinden. Der einzige, den er sehen konnte, war jedoch der Totenführer, die Seelen selbst konnte er nicht wahrnehmen. Dass sein Schiff aber mit dieser unsichtbaren Fracht tatsächlich beladen wurde, merkte er daran, dass die Last sein Schiff immer weiter in das Wasser drückte, bis schließlich nur noch eine Handbreit vom Kiel über Wasser ragte.
In dieser Weise voll beladen, nahm er nun Kurs auf das "Witte Aaland" […]
Noch im Dunkeln gelangten sie an den Ufern der Insel an, dort wurden die Namen der Verstorbenen vorgelesen, und eine Seele nach der anderen verließ die Totenbarke."
Quelle: Esoterischer Reiseführer Niedersachsen, Marion Röbkes
Übrigens ist nicht geklärt, was "Witte Aaland" wirklich bedeutet bzw. ob es eine Insel gibt, die gemeint sein könnte. Die Vermutung liegt nah, dass es sich um "weites" oder "weißes" Eiland handelt. Manche deuten die weißen Kreidefelsen von Dover als das "weiße Eiland"; bei der Vorstellung des "weiten Eilandes" könnte auch daran denken, dass im früheren Glauben das Totenreich im Norden lag und dies damit gemeint ist. Was auch immer das "Witte Aaland" ist, es war die letzte Station.
Neßmersiel ist ein beschaulicher Ort und man kann sich gut einige Zeit hier aufhalten.
Doch mein Weg führt mich weiter…