Grundwissen Chaosmagie
Die Chaosmagie ist eine der jüngsten magischen Formen. Die Grundsteine wurden unter anderem von Aleister Crowley gelegt, der die westliche okkulte Szene maßgeblich beeinflusste und auch die Praxis der experimentellen Magie anregte. Der wichtigste Person in der Geschichte der Chaosmagie ist jedoch Austin Osman Spare, der mit seinem System des s.g. Zos Kia Kultes den Esoterikern ein völlig neues System vorstellte. Er ist auch der Urvater der modernen Sigillenmagie.
Um 1975 begann sich eine Gruppe magisch Praktizierender in England zusammen zu setzen, da diese mit den bekannten magischen Systemen nicht zufrieden waren. Sie fühlten sich zu eingeengt und auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse, wie das Wissen über Fraktale, Akausalitäten, Quantenphysik, etc. regten sie dazu an, dass es vielleicht doch etwas anderes geben könnte, als das, womit man sonst im Alltag konfrontiert wird.
Nach langer Forschungsarbeit und Experimenten, Philosophien und Kontroversen schrieb James Peter Carroll das Buch „Liber Null“, welches zusammen mit seinem Werk „Psychonautik“ die Grundsteine für die Chaosmagie legte.
(Quelle: pages.videotron.com)
Das Grundsymbol der Chaosmagie ist der s.g. Chaosstern, ein Stern mit acht Pfeilen ausgehend von einem Mittelpunkt. Dieses Symbol entstammt dem Fantasyromanen von Michael Moorcocks.
Es gibt zwei Gründe, für die Symbolik des Chaossterns. Zum einen bezeichnet jeder Strahl eine der s.g. magischen Farben. Diese setzen sich wie folgt zusammen:
Blaue Magie: Reichtumsmagie
Rote Magie: Kampfmagie
Gelbe Magie: Egomagie
Orangene Magie: Gedankenmagie
Grüne Magie: Liebesmagie
Schwarze Magie: Todesmagie
Silber/Purpur: Sexualmagie
Oktarine Magie: reine Magie
Der zweite Grund liegt im Symbol des Chaossternes selbst. „Chaos“ wird in der Chaosmagie nicht etwa als „Unordnung“/“Durcheinander“ benutzt, sondern als der Zustand, in dem alle ungeformten Möglichkeiten (oder auch mögliche Entwicklungen) enthalten sind. Das „Chaos“ wird daher von vielen auch gerne als „schwangere Leere“ bezeichnet, was das ganze meiner Meinung nach sehr gut trifft. Dies meint, dass in jedem Moment die Möglichkeit besteht, dass sich eine Situation beliebig in jede Richtung verändern kann und verändern lässt. Dies ist auch bei magischen Arbeiten so. Wichtig für ein Ritual ist ein gezielter Wille (repräsentiert die Mitte des Sterns), von dem aus man jeden der Strahlen benutzen kann, um ihn zu erreichen.
Wichtig ist in der chaosmagischen Praxis vor allem die Fähigkeit des Paradigmenwechsels. Grundsätzlich bedeutet das: „Glaube nicht als Grundvoraussetzung, sondern als Hilfsmittel“
Praktisch bedeutet dies, dass der Chaosmagier in der Lage ist, verschiedene Paradigmen (Engel, Necronomicon, Runen, Vodun) durchführen zu können und auch von ihnen überzeugt zu sein, in dem Moment, wo er die Arbeit durchführt. Glaube ist nicht länger etwas, dass erarbeitet werden muss, sondern etwas, das sich als Hilfsmittel in der magischen Praxis einbauen lässt. Auch ist der Chaosmagier ohne Probleme in der Lage, ein Vodun-Ritual mit Runen durchzuführen, wo jeder Runenmagier und jeder Vodunsi nur mit dem Kopf oder der Mistgabel wedeln würde. Die Kraft liegt in den benutzten Dingen und nicht in dem Glauben selbst.
Durch diesen kunterbunten Mix beschäftigen sich Chaosmagier meist mit einer Gesamtmasse der magischen Szene. Dabei zieht er sich genau das aus den jeweiligen Systemen heraus, welches für ihn in seiner magischen Praxis richtig erscheint. Daher gibt es kein generelles chaosmagisches System, da jeder Chaosmagier im Laufe seines Lebens ein ihm eigenes System entwirft.
Viele werfen Chaosmagiern daher vor, zwar viel, aber nichts richtig zu wissen/können. Dies ist jedoch ein allgemeines Vorurteil, denn natürlich picken sich auch Chaosmagier, je nach Interessen, sich häufig ein Paradigma, oder einen der acht Strahlen heraus, und Spezialisieren sich auf diesem Gebiet. Zum einen führt dies dazu, dass man nicht überall mit Energie um sich wirft, sondern sie gezielter und kräftiger einsetzen kann, zum anderen hat man in Gefahrensituationen immer ein Grundgerüst an der Hand, an das man sich halten kann.
Viele werfen Chaoten auch vor, dass sie sich nur oberflächlich mit bestimmten Systemen auseinandersetzen. Dies stimmt so jedoch auch nicht, da der Chaosmagier stets bemüht ist, die Quintessenzen aus den jeweiligen Systemen zu sammeln. Denn seine Praxis schreit weniger nach viel Drumherum, sondern nach Effizienz. Dazu ist jedoch ein tieferes Studium notwendig.
Der Chaosmagier steht außerhalb von festen Paradigmen. Er vertritt die These: „Es gibt möglicherweise keine absolute Wahrheit. Selbst die Annahme, dass es eine gäbe, besteht nur möglicherweise.“
Dadurch vefreit er sich aus festen Glaubenssystemen und nimmt eine Position außerhalb von Weltbildern, Theorien, Glaubssätzen, Meinungen, Gewohnheiten oder Persönlichkeiten ein. All dies sind für ihn wieder nur Werkzeuge, die er in seiner Praxis willentlich einsetzt.
Um die Fähigkeit des Paradigmenwechsels zu perfektionieren, bedient er sich Glaubenssystemen wie dem Diskordianismus oder anderen bekannten Religionen, wie der Glaube um seine Nudeligkeit, dem Fliegenden SpaghettiMonster. Auch fikive Bücher wie das Necronomicon stehen in der Chaosmagie hoch im Kurs, da es in erster Linie nicht auf die Authentizität ankommt, sondern auf die sich dahinter befindende, angerufene Energiesignatur.
Mitunter führt dies im Beisammensein von „traditionellen“ Magiern eines bestimmten Systems zu Kopfschütteln oder verdrehten Augen. Beispielsweise ist eine der bekanntesten chaosmagischen Bannungen das Lachen. Wo andere sich deosil im Kreis drehen und Beschwörungen murmeln steht der Chaot einfach nur da und lacht. Der Hintergrund ist, dass durch das Lachen kein Gedanke im Kopf aufrechterhalten werden kann und einen aus der vorherigen Situation herausholt. In diesem Sinne also eine Art psychologischer Bannung. Auch die magische Arbeit mit einer Salami oder einem Teddybären ist für ihn einfach nur ein Mittel um ein Ziel zu erreichen und in keiner Weise komisch (gelacht wird später ^^).
„Nichts ist wahr! Alles ist erlaubt!“
In der Chaosmagie spielt auch die Gnosis (als Zustand) eine besondere Rolle. Dies ist die Veränderung des Bewusstseinszustandes, auch als Trance bekannt. Diese ist notwendig, um den Willen auf ein bestimmtes Ziel auszurichten, ohne von Ablenkungen oder Einschränkungen von Außen oder innerhalb der Arbeit gestört zu werden.
Bestimmte Wesenheiten spielen in der Chaosmagie keine besondere Rolle. Als wichtige chaosmagische „Vertreter“ können jedoch Chaos- und Trickstergottheiten wie Baphomet, Loki oder Tiamat angesehen werden.
Wichtig ist, dass dieser Thread auch wieder nur „eine“ Ansicht der Chaosmagie wiedergeben kann, da es (möglicherweise) mit 100,5%iger Wahrscheinlichkeit andere gibt, die wiederum sich nicht mit dieser Decken.
Die Tage werde ich noch näher auf die einzelnen Punkte wie „die Farben der Magie“ oder „Gnosis“ zu sprechen kommen.
Für Buchtips siehe in der Quasselecke unter den Esoterischen Buchstips.