ich muss jetzt mal was loswerden und hoffe auf eine spannende Diskussion.
Letztes Wochenende war ich auf einem Seminar über Achtsamkeit das von einem buddhistischen Mönch geleitet wurde. Hier haben wir hauptsächlich über das Ego gesprochen was mich veranlasst hat mir meine Gedanken darüber zu machen:
Für mich ist das Ego ein Teil meiner Selbst. Es ist sozusagen der selbstsüchtige Teil meines Ichs aber auch eine große Kraft die mir hilft Gedanken und Gefühle zu fokussieren und auf ein von mir gewünschtes Ziel zu richten um es zu erreichen.
Im schon angesprochenen Seminar hatten wir es davon, dass alle Weltreligionen die Erleuchtung dann versprechen wenn man das Ego überwunden und aufgelöst hat. Vom Buddhismus und von den Yogis ist mir das bekannt. Auch die Christen predigen gerne Selbstlosigkeit.
Die Sache hat aber einen Haken: Religion wurde schon immer dazu benutzt um die große Masse der Menschen ruhig zu halten. Wenn die eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen und verfolgt werden ist das zu diesem Zweck geradezu ideal.
So stellt sich mir die Frage ob die Auflösung des Ego mich auf meinem Weg jetzt weiterbringt oder zurückwirft. Hexen gehen eben nicht selbstlos in der Gemeinschaft auf, sie verfolgen Ziele. Geht das ohne Ego überhaupt?
Wenn ich es nicht ganz abschalten kann: wie krieg ich den "inneren Kommentator" in den Griff? Ist eine Art "Teilabschaltung" möglich, oder gibt es "Erziehungsmaßnahmen"? Mit Gedanken-Disziplin habe ich es schon versucht: Ich hatte einen Tag die Kontrolle, am Abend (so um 6 Uhr) war ich aber so fertig dass ich nur noch ins Bett gefallen bin und geschlafen hab. Würde das mit der Zeit besser?
Ganz nachdenklich Suchende
Melina Admin
Anzahl der Beiträge : 1451 Alter : 44
Thema: Re: Das Ego ... 29/9/2013, 1:17 pm
Hallo Suchende, das ist ja mal ein interessantes Thema! :-)
Leider bin ich im Moment so kopflos und irgendwie nicht sortiert, doch will ich schon einmal ein paar Gedanken dazu hierlassen.
Also ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendwas ohne Ego funktioniert. Ich sehe es ähnlich wie du, mein Ego ist da und lenkt mich sicher auch in einigen Bereichen mehr als es gut tut.
Ich halte von Dogmen überhaupt nichts, daher finde ich auch das Thema "Erleuchtung ohne Ego" ein bißchen befremdlich. Aber ich überlege gerade, dass man z. B. im Christentum viele Dinge durch Herz und z. B. Nächstenliebe bewegen soll. Damit wird aber auch immer der Glaube weitergegeben, dass Gott mich liebt, wenn ich meine Nächsten liebe - somit mache ich das aus dem Antrieb, weil mein Ego mich dazu antreibt, von Gott geliebt zu werden. ICH MACHE DAS FÜR MICH, damit ICH in den Himmel komme. - So, mal als abstraktes Beispiel.
Auf dem Weg zur "Erleuchtung" - oder wohin auch immer jeder streben mag - ist sicher nicht das Vorhandensein des Egos im Weg, sondern die Lenkung und "Programmierung" dessen. Also sind vielmehr Gedanken wichtig, was will mein Ego und warum und ist das eigentlich gut!? Dieses Auseinandersetzen, was sicherlich schwer genug ist, bringt schon entscheidende Veränderungen.
unbekannteReisende Zauberlehrling
Anzahl der Beiträge : 84 Alter : 33
Thema: Re: Das Ego ... 29/9/2013, 10:02 pm
Hallo Suchende,
Ego- das bin Ich. Den Ausspruch man müsse das Ego brechen, überwinden oder was auch immer findet man in sehr vielen Glaubensgemeinschaften. Ergo? Ich, ich mache möglich dass ich mich hier erfahren kann. Ich stehe mir dabei manchmal im Weg, aber ist das nicht eine Art zu lernen? Sollte ich meinem Ego dafür nicht dankbar sein? Überhaupt, warum sollte ein Teil von mir geringer sein als ein anderer, warum sollte ich versuchen mein Ego loszuwerden, zu verdrängen- oder zu zerstören? Ist es nicht sinnvoller liebevoll mit mir und meinem Ego umzugehen? Mich selbst zu beobachten und abzuwägen ob das was mein Ego gerade will- spielen, essen, v*geln, schreien, toben....ob das gerade sinnvoll ist?
Diese Gedanken kommen mir jedes Mal wenn ich wieder einen dieser hocherleuchteten Menschen darüber reden höre.
Ego hält uns meines Erachtens zusammen. Ego fasst unsere Sinneseindrücke in einen für uns verständlichen Rahmen. Ego hilft uns zu überleben. Nur manchmal irrt es sich eben. Es ist tierisch, egoistisch. Schreit nach Rache, will alles auf einmal. Wie ein Kind. Ich gehe dann für mich einen Schritt zurück und schaue- ist es wirklich gut wenn ich das jetzt tue? Was für Konsequenzen wachsen daraus? Was werde ich dann? Und wäge ab, als die Erwachsene. Auf diese Art komme ich, peu a peu, immer mehr zu mir hin- mit meinem Ego zusammen.
Liebe Grüße von der Reisenden
unbekannteReisende Zauberlehrling
Anzahl der Beiträge : 84 Alter : 33
Thema: Re: Das Ego ... 29/9/2013, 10:03 pm
Nachtrag: Das Ego bin ich wieder los wenn ich gestorben bin. Kommt das nicht noch früh genug?
Eine schöne Woche
hollytrap Zauberlehrling
Anzahl der Beiträge : 133 Alter : 49
Thema: Re: Das Ego ... 21/12/2014, 11:49 am
Moin @ Suchende
Mit Gedanken-Disziplin habe ich es schon versucht: Ich hatte einen Tag die Kontrolle, am Abend (so um 6 Uhr) war ich aber so fertig dass ich nur noch ins Bett gefallen bin und geschlafen hab. Würde das mit der Zeit besser? schrieb:
Geist und Gedanken sind wie Muskeln die trainirt werden wollen. Ist der einzige Weg. Bedenke das Ego ist der segensreiche Fluch, zuviel ist schlecht, zuwenig ist aber auch nicht gut. In der richtigen Mischung schmeckt die Suppe nur.