Meditation ist bekanntermassen ein Grundstein der Magie, wird aber oftmals als Begriff zu eng gefasst um einen pragmatischen Bezug zu gewinnen. Zunächst bedeutet Meditation im Sinne der Magie, meiner Auffassung nach nicht unbedingt im Schneidersitz (Achtung Klischee) zu verharren und Fingermudras zu üben, auch wenn dies durchaus ein Teil der magischen Praktik oder sogar ein Schwerpunkt sein kann.
Dennoch würde ich hier den Begriff Meditiation etwas weiter fassen, im Sinne von "Bewusstseinsarbeit". Diese umfasst sowohl herkömmliche Meditation, als auch Trance und jegliche Form von Versenkung und das muss nicht im körperlichen Stillstand passieren.
Eine Bekannte von mir und eine Hexe die ich sehr schätze, kann zum Beispiel mit herkömmlicher Meditation gar nichts anfangen und bevorzugt den Tanz, auch hier kann man sehr gut seine Form der Trance finden um eine Bewusstseinseinheit zu erfahren, man muss dafür nicht unbedingt im herkömmlichen Sinn meditieren. Das wissen leider viele Hexen und wenige Magier.
Tanz ist also eine mögliche Form von "Meditation" (ja ich verdrehe den Begriff sobald ich diesen auf Magie anwende
) und sogar eins ehr effektiver. Hier können manche besonders leicht in Trance kommen und eine bestimmte Ekstase erreichen, besonders solche Menschen denen die Ruhe nicht liegt. Auch der Puls lässt sich durch den Rythmus der Musik sehr gut beeinflussen und die körperliche Betätigung, die sehr erschöpfend wirken kann, tut ihr übriges um die Selbstwahrnehmung in eine Art "Leere" zu versetzen.
Ein weiteres nützliches Instrument was Bewusstseinsübungen angeht, stellt Schmerz dar, auch wenn das für manche befremdlich klingen mag. Übrigens ist diese Praxis gar nicht so exotisch, ich möchte jedoch, aus verständlichen Gründen, an dieser Stelle keine Anregungen liefern wie man sich selbst foltern könnte. Im Grunde genommen geht es jedoch darum, ein Bewusstsein zu erringen in dem man von dem Schmerz nicht mehr berrührt wird. man fühlt quasi darum herum, was einen sehr meditativen Charakter hat.
Das mag zuerst etwas weit her geholt klingen, ist aber im Grunde jedem bekannt, aus Alltagssituationen in welche man Schmerzen verspürt, doch diese vergisst sobald man stark abgelenkt wird. In diesem Falle versucht man eben ganz bewusst die Aufmerksamkeit abzuziehen, was eine sehr gute Bewusstseinsübung darstellt, denn tatsächlich sind Schmerzen eine Frage der Aufmerksamkeit, schafft man dieses bewusst abzuzihen, wird man nahezu unempfindlich dagegen, auch wenn es nicht imemr die leichteste Übung darstellt, aber so etwas steigert man auch langsam.
Mir fällt dabei ein verdeutlichendes Alltagserlebnis ein:
Ich saß auf einer Bank vor einem Kaufhaus und hielt eine Kippe in meiner Hand, als ich mich gerade einem Tagtraum hingab und völlig abdriftete. Die Zigarette brannte unbemerkt ab und die Glut, befand sich schon lange im Zwischenraum meiner Finger, was an mir jedoch völlig vorbei ging, bis ich wieder "zu mir kam" und laut fluchend aufschrie. ^^
An diesem Beispiel lässt sich sehr gut verdeutlichen dass die Auffassung von Schmerz, eine Frage der Aufmerksamkeit ist, zieht man diese ab oder verlagert sie (das meine ich mit rundherumfühlen, man veräussert seine Wahrnehmung) endet auch die Empfindsamkeit. Wir unterschätzen hierbei die Rolle des Bewusstseins bei scheinbar selbstverständlichen Dingen.
Der Kern solcher Praktiken ist im Prinzip immer der selbe, ein "simples" loslassen der auf den Alltag fixierten Aufmerksamkeit. Man dämmt quasi den Verstand, bzw zieht die eigenen Sinne zurück oder versucht eben diese auch umgekehrt zu schärfen. Ein simples starren, kann schon einen, wenn auch unbemerkten meditativen Charakter haben.
Ein Paradeneispiel hierfür wären längere Busfahrten, wenn man seine Aufmerksamkeit völlig zurück zieht und einen einzigen Punkt fixiert. Das Bewusstsein zieht hierbei quasi einen Kreis und schliesst sich in sich selbst.
Was ich damit sagen möchte, ist das ma solche meditativen Erfahrungen durchaus im Alltag erfahren kann und dies in der Regal auch tut, allerdings fallen sie wohl kaum jemanden auf, da wir eher gewohnt sind solche Dinge als phänomenale Erscheinungen zu betrachten, welche man nur in tiefster Meditation erhaschen kann. Das stimmt jedoch nur bedingt und ich muss sagen, in solch einem Fall sieht man den sprichwörtlichen Wald vor lauter Bäumen nicht.
Damit möchte ich nicht an der herkömmlichen Meditation rütteln, allerdings kann man vieles auch wesentlich "pragmatischer" in Erfahrung bringen.
Wenn man zum Beispiel jemanden eine Trance erklären möchte, erhält man oft den EInwand, das würde doch gar nicht funktionieren oder zumindest die Person wäre dazu nicht fähig. Anschliessend darf man sich einreden man bräuchte dafür jahrelange Übung. Das stimmt jedoch so einfach nicht, jeder kennt so etwas wie Trance wenn er sich auch nur an Tagträume zurück erinnert, welche man als Kind hatte. Man muss sich nicht alles möglichst mysteriös vergegenwärtigen.
An solchen alltäglichen Erfahrungen wird auch sehr gut deutlich wo das Problem bei magischen Arbeiten liegt, wenn es um Bewusstseinsübungen geht. Oftmals bekommt man hier den Ratschlag "man solle nicht verkrampfen und es wäre nur erschwerend wenn man es zu verbissen versucht", was jedoch selten wirklich verstanden wird. Im Alltag klappt es jedoch scheinbar wenn auch unbewusst recht gut und dies hat einen sehr einfachen Grund. Im Alltag ist man Absichtslos, denn tatsächlich können Intentionen in der Magie oft sehr hinderlich sein, diese sind ohnehin im Bewusstsein verankert.
Meditation ist also meiner Meinung nach in der Magie sehr weit gefasst und ich finde solche Perspektiven nützlich.