Schamanische Beschwörungsformeln
Die Beschwörungsformeln des Heilens reichen wohl etliche zehntausend Jahre in die Vorgeschichte der Menschheit zurück. Sie werden zum Teil heute noch von Schamanen in der Mongolei, in den Urwäldern des Amazonas oder von indianischen Medizinmännern in Nordamerika angewandt. Die Heiler murmeln oder singen immer wieder dieselben Wörter und Silben, meist zur gleichmäßig geschlagenen Trommel. Das offensichtlich im Patienten eine Art Trance aus.
Wer Carlos Castanedas Geschichten über den toltekischen Schamanen Juan Matus gelesen hat, wird sich an die unheimliche Initiation erinnern, bei denen der halluzinogene, bitter schmeckende Peyote-Kaktus eine wichtige Rolle spielt. Bei den nachtlangen Peyote-Gesängen einiger Indianerstämme werden klangvolle Vokale ähnlich wie Mantras gesungen, der eigentlich Text beschränkt sich auf wenige Wörter oder einige kurze Zeilen, die wiederholt werden. Im folgenden Beispiel aus der Tradition der nordamerikanischen Komantschen wird die rote Kaktusblüte mit dem Sonnenaufgang verglichen:
Na he ne nai, he ne,
Qhinai haweyo-hinai yeya,
Dayligt, kaci yowena,
Heyo nana, red flower,
Yabe kici yowena.
Quelle: Leben im Rhythmus, Christian Salvesen, Vera Brandes