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 Die Enzianarten - Heil- und Zauberpflanzen gestern und heute

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Morghaine
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BeitragThema: Die Enzianarten - Heil- und Zauberpflanzen gestern und heute   Die Enzianarten - Heil- und Zauberpflanzen gestern und heute Empty20/6/2011, 11:58 pm

Enzian (Gentianaceae)

Dioskurides schreibt, der illyrische König Gentis habe im 2. Jh. v. Chr. eine Pflanze namens gentiane entdeckt. Ob es stimmt? Wer weiss. Fest steht jedenfalls, dass die verschiedenen Enzianarten seit langer Zeit einen hohen Stellenwert sowohl in der Heilkunde als auch in der Zauberei haben. In den Quellen werden gerade die blau blühenden Arten oft nicht voneinander unterschieden, so dass es heute manchmal schwerfällt, zu sagen, welcher Enzian gemeint ist. Einige Arten wachsen nur im Gebirge, andere, wie der Kreuz-Enzian, auch im Flachland. Er spielte in früheren Zeiten in Magie und Volksglaube eine große Rolle. Der Lungenenzian wiederum findet sich unter anderem auf Moorwiesen, während im Alpengebiet und in Süddeutschland der Frühlings-Enzian gedeiht. Eine wichtige Heilpflanze war und ist auch der prachtvolle Gelbe Enzian, der vor allem in den Alpen, Voralpen, im Schwarzwald, den Vogesen und der Schwäbischen Alb vorkommt. Er kann bis zu 60 Jahre alt werden!

Der auch als Madelger bezeichnete Kreuz-Enzian wurde sehr gerne für Liebeszauber verwendet. Man musste ihn am Johannistag oder an einem Samstag früh bei Sonnenaufgang ausgraben. „Modelgeer ist aller Wurtzel Ehr“ heißt es zum Beispiel, und in Thurneyssers Archidoxa (16. Jh.) ist der folgende Spruch überliefert:
„Verbeen (Eisenkraut), agrimonia (Odermennig), modelgeer
Charfreytags graben hilfft dich sehr
Daß dir die frawen werden holdt,
Doch brauch kein eisen, grabs mit goldt.“
Natürlich machten sich auch diverse Gelehrte der frühen Neuzeit Gedanken darüber, warum man den Kreuz-Enzian für Liebeszauber verwendet. Bock schreibt in seinem Kreuterbuch (1539), dass „die wurzel wie ein weiblich glid gespalten ist, darum die Circeischen Weiber ihren Handel damit treiben“. In der Tat ist der Wurzelstock des Kreuz-Enzians häufig gespalten, weshalb er auch als Sperenstich bezeichnet wurde. Letzteres geht auf die Vorstellungt zurück, der heilige Petrus habe die Wurzel mit seinem Speer durchbohrt. Davon abgeleitet ist die Vorstellung, dass eine um den Hals getragene Wurzel des Kreuz-Enzians unverwundbar macht. Aber auch andere Enzianarten fanden in der Volksmagie Verwendung. So hängte man in Frankreich Fieberkranken neun Stengel des Kleinen Enzians um den Hals; sie mussten allerdings am Himmelfahrtstag bei Sonnenaufgang gesammelt werden. Im Osten hingegen wurde der „blaue Orant“ - vermutlich Lungen-Enzian – zur Abwehr von Zauber geschätzt. Gleiches gilt für den Lungen-Enzian. Ihn legte man zum Beispiel Kindern in die Wiege, um sie vor Hexen zu schützen. Und wenn ein Jäger sicher sein wollte, dass seine Flinte nicht „versprochen“ wurde, fütterte er den Flintenstein mit Enzianwurzel. Diese musste am Samstag vor Sonnenaufgang mit einem Pfennig (!) ausgegraben werden und dann ohne Wissen des Pfarrers unter das Altartuch gelegt werden. Der unwissende Pfarrer musste drei Messen darüber lesen – erst dann entfaltete sich die gewünschte Wirkung. Hierzu sei gesagt, dass solches Tun nicht ungefährlich war. Der Missbrauch der Sakramente konnte sehr schnell als Häresie oder gar als Hexerei ausgelegt werden...

Der Kreuz-Enzian wurde als Mittel gegen Viehseuchen geschätzt. Nach einer in Ungarn kursierenden Sage schoss König Ladislaus der Heilige (1077-95) bei einer Pestseuche einen Pfeil in die Luft. Die Pflanze, auf die er niederfiel, sollte gegen die Pest helfen. Der Pfeil fiel auf den Kreuz-Enzian, der daher in Ungarn auch Kraut des Hl. Ladislaus heißt. (Eine ähnliche Sage kursierte übrigens im Frankenreich über Karl den Großen und die Eberwurz). Als „Schelmenkraut“ (Viehschelm =dämonische Viehseuche) wurde der Enzian in der Schweiz angewendet, wenn die Kühe von giftigen Spinnen gebissen worden waren, und in Mähren gaben Schafhirten eine bestimmte Enzianart dem Vieh als Schutz gegen Zauberei. Kreuz- und andere Enzianarten galten außerdem als Schutz gegen den „Biß wütender Hunde“ - allerdings musste er zwischen Maria Geburt und Maria Himmelfahrt gegraben werden.

Enzian wurden aber nicht nur heilbringende Eigenschaften nachgesagt. Der Frühlings-Enzian zum Beispiel sollte Gewitter anziehen. In Süddeutschland hieß es, man dürfe ihn nicht abreißen, sonst schlüge der Blitz ein. Er galt sogar als Totenblume: wenn man ihn abreißt, stirbt jemand. Man sollte auch nicht an ihm riechen, denn sonst, so glaubte man in einigen Regionen, bekäme man Sommersprossen.

Für medizinische Zwecke war und ist wohl der Gelbe Enzian am wichtigsten. Zeitweise wurde er so stark gesammelt, dass er vom Aussterben bedroht wurde. Heute wird er – vor allem in der Schweiz – angebaut, denn seine Wurzel enthält eine Reihe medizinisch wirksamer Stoffe, so verschiedene Bitterstoffe, Alkaloide und Vitamin C. Er wirkt appetitanregend, fiebersenkend, wurmtreibend und bei verschiedenen Verdauungsproblemen, wird aber auch bei Blutarmut verabreicht.

Bei Blutarmut wird ein Wein aus Gelbem Enzian empfohlen. Man nimmt dazu 30g getrocknete Wurzel auf 1 l Weißwein, lässt das Ganze 10 Tage ruhen und filtriert es dann.
Bei allgemeiner Schwäche nimmt man einmal täglich 1g Pulver des Gelben Enzians (Wurzel) auf einem Löffel Honig ein.
Bei Verdauungsproblem hilft eine Tinktur aus Gelbem Enzian. Dazu werden 60 g getrocknete, kleingeschnittene Wurzel 6 Tage lang mit 60ml 60%igem Alkohol angesetzt.


Quellen:
Bächtold-Stäubli, Handwörterbuch des dt. Aberglaubens Bd. 2
Gertrud Scherf, Zauberpflanzen Hexenkräuter. Mythos und Magie heimischer Wild- und Kulturpflanzen, BLV Verlagsgesellschaft, München 2003
Geheimnisse und Heilkräfte der Pflanzen, Das Beste Verlag 1978
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